Fothen gibt als Kapitän Gas

Radsport (NGZ). Obwohl aus der angestrebten Rückkehr auf die WorldTour nichts geworden ist, denkt der Vorster noch nicht ans Ende seiner Karriere. Mit dem jungen deutschen Team NSP-Ghost will der 30-Jährige den Aufstieg in die 2. Liga schaffen.

Markus Fothen ist eine ehrliche Haut. Ein Charakterzug, der im Doping-verseuchten Radsport (gerade erst hat der Radsport-Weltverband UCI sieben Fahrer aus Südamerika wegen Manipulationsverdachts suspendiert) nicht zwangsläufig von Vorteil ist. Dass er in dieser Saison weiter beim zwar aufstrebenden, aber eben nur in der dritten Liga fahrenden Rennstall NSP (jetzt unterstützt vom Radhersteller Ghost) als Profi unter Vertrag steht, kommentiert er wohltuend nüchtern: “Ich hatte keine andere Wahl.”

Als Notnagel sieht er seinen ambitionierten Arbeitgeber indes keineswegs. In der vom Sportlichen Leiter Lars Wackernagel angeführten Mannschaft hat der Vorster, zu Beginn seiner Profikarriere immerhin mal 15. der Tour de France, neuen Spaß an seinem Beruf gefunden. Der war ihm zuletzt bei Milram etwas abhandengekommen.

Natürlich sei ihm der unfreiwillige Wechsel von der ProTour zu einem Continental-Rennstall schwergefallen, bekennt er. “Wer steigt schon gerne von der ersten in die dritte Liga ab?” Doch inzwischen hat sich der 30-Jährige, für den in der vergangenen Saison als bestes Ergebnis ein dritter Platz im Gesamtklassement der Griechenland-Rundfahrt zu Buche stand, mit der ungewohnten Situation arrangiert. An das Ende seiner aktiven Laufbahn habe er höchstens mal im stillen Kämmerlein gedacht, versichert Fothen, “aber nie wirklich in Erwägung gezogen”.

Die neue Rolle hat für ihn durchaus ihren Reiz: “Ich möchte als Kapitän den jungen Fahrern in unserem Team mit meiner Erfahrung helfen, aber auch selbst noch mal so weit wie möglich nach vorne kommen.”

Dass es Wackernagel & Co. mit ihrem Plan, mittelfristig den Aufstieg in die zweite Division zu schaffen, ernst ist, zeigt die Verpflichtung des erfahrenen Steffen Radochla (Team Nutrixxion), aber auch der ebenfalls bislang bei Continental-Rennställen beschäftigten Stefan Schäfer (Team Brandenburg), Sergej Fuchs und Sebastian Forke (beide Team Nutrixxion).

Vor Weihnachten ging es mit der Mannschaft, die mit Ausnahme des Niederländers René Hooghiemster und des Spaniers Daniel Dominguez ausschließlich aus deutschen Fahrern besteht, für anderthalb Wochen ins Trainingslager auf die Ferieninsel Mallorca. “Bei durchschnittlich 18 bis 20 Grad eine eigentlich ziemlich angenehme Geschichte”, sagt Fothen lachend.

An die großen Rundfahrten, die Tour de France oder den Giro d’Italia, den er auch schon mal als Zwölfter abgeschlossen hatte, denke er nicht mehr ganz so oft, versichert der Vorster. “Hinter mir liegen sehr schöne, aber auch bittere Jahre in meinem Sport. Jetzt muss ich mir keinen Stress mehr machen, solch hohen Zielen nachzujagen. Ich will einfach nur wieder in Form kommen, alles andere muss man abwarten.”